Unermüdlich mit viel Herz und Verstand: Fünf Berliner “Gestalter:innen der Zivilgesellschaft” ausgezeichnet

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Fei­er­li­che Ur­kun­den­über­ga­be mit Se­na­to­rin El­ke Brei­ten­bach, Schirm­her­rin des Wett­be­werbs, am 14. Sep­tem­ber am Pa­ri­ser Platz

Was Frei­wil­li­ge in der Stadt be­we­gen, das hat die Ber­li­ner En­ga­ge­ment­wo­che über zehn Jah­re nä­her ge­bracht, mit Hin­wei­sen auf Ver­an­stal­tun­gen und Mit-Mach-Ak­tio­nen. Dies­mal wählt die Ver­an­stal­te­rin, die Lan­des­frei­wil­li­genagen­tur Ber­lin e.V., ei­nen an­de­ren Weg, um ver­dien­te frei­wil­lig en­ga­gier­te Men­schen ins Ram­pen­licht zu rü­cken: Sie lob­te ge­mein­sam mit dem Lan­des­netz­werk Bür­ger­en­ga­ge­ment ei­nen Wett­be­werb aus, bei dem ge­mein­nüt­zi­ge Or­ga­ni­sa­tio­nen Frei­wil­li­ge aus ih­ren Rei­hen be­nen­nen konn­ten, die im klei­nen Rah­men viel ge­stal­ten – und die des­halb um­so mehr ei­ne gro­ße An­er­ken­nung verdienen.

Jetzt hat die Ju­ry fünf die­ser „Gestalter:innen der Zi­vil­ge­sell­schaft“ aus­ge­wählt. Von Mon­tag bis Frei­tag stel­len wir die dies­jäh­ri­gen Gestalter:innen im Vi­deo­por­trait vor. Am Diens­tag, dem 14. Sep­tem­ber um 17:00 Uhr, über­gibt die Schirm­her­rin des Wett­be­werbs, Se­na­to­rin El­ke Brei­ten­bach, fei­er­lich die Ur­kun­den auf dem Pa­ri­ser Platz. Und das sind sie, die Gestalter:innen 2021.

Er kennt den Krieg, liebt den Frieden – und engagiert sich für obdachlose Menschen: Maseihullah Nabizada

Ge­flüch­tet aus Af­gha­ni­stan, muss ihm nie­mand er­zäh­len, was es be­deu­tet, not­lei­dend zu sein. Viel­leicht scheut er des­halb auch in der Notübernachtung für ob­dach­lo­se Men­schen am Haupt­bahn­hof kei­nen Ein­satz, die Du­sche für Roll­stuhl­fah­rer und das Bet­ten­ab­zie­hen eben­so­we­nig wie Ge­sprä­che mit den be­son­ders ge­beu­tel­ten Kli­ent: in­nen. Sei­ne viel­fäl­ti­gen Sprach­kennt­nis­se und sein gro­ßes Herz hel­fen dem Brück­enbauer da­bei – und der Um­stand, dass sei­ne Her­kunft für nie­mand ei­ne Rol­le spielt.

Sie verkuppelt Bücherwürmer mit Kindern zum Lese-Date: Ursula Frommholz

Seit 2007 eh­ren­amt­li­che Vorständin von Le­se­welt Ber­lin e.V., hat sie wirk­lich ei­nen lan­gen Atem be­wie­sen. Ein be­harr­li­ches En­ga­ge­ment für et­was, was vie­les auf- und er­schließt: Le­se-In­ter­es­se und ‑Kom­pe­tenz von Kin­dern, de­nen das nicht in die Wie­ge ge­legt ist. Ihr Ver­ein or­ga­ni­siert Vor­le­se­stun­den für bil­dungs­be­nach­tei­lig­te Kin­der im Al­ter von vier bis zwölf Jah­ren in Ber­li­ner Bi­blio­the­ken und Ki­tas mit Hil­fe von eh­ren­amt­li­chen Vorlesepaten.

Sie sammelt Stimmen, die Vergangenheiten erzählen und deren Lektionen bewahren: Dr. Gertrud Achinger

Mitt­ler­wei­le 84 Jah­re alt, kann sie selbst von vie­lem er­zäh­len. Aber als lang­jäh­ri­ge Vor­stän­din der Zeit­Zeu­gen­Bör­se Ber­lin e.V., für den sie seit 20 Jah­ren ak­tiv ist, sucht die So­zio­lo­gin im­mer noch Men­schen, in de­ren Be­rich­ten Ver­gan­ge­nes ge­gen­wär­tig blei­ben kann. Ak­tu­ell be­treut sie da­für Zeitzeug:innen mit Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund. Nie scheut sie die Bü­ro­kra­tie, das An­trä­ge schrei­ben. Aber lie­ber ge­winnt sie jun­ge Men­schen, die eh­ren­amt­lich im Ver­ein mitarbeiten.

Sie sorgt für einen sicheren Hafen, in dem ehemalige Heimkinder zu sich kommen können: Sabrina Knüppel

Un­er­müd­lich ist ihr En­ga­ge­ment zu­guns­ten der Königsheider Eichhörnchen e. V. Ein Ver­ein, der Bewohner/​innen des ehe­mals größten Kin­der­hei­mes der DDR zusammen­bringt und be­treut. Lan­ge war de­ren Leid ta­bui­siert, ih­re Trau­ma­ta nicht an­er­kannt, ih­re kör­per­li­che Ver­seh­rung ba­ga­tel­li­siert. Be­trof­fe­ne schäm­ten sich, ‘Heim­kind’ zu sein. Um­so wert­vol­ler, wenn Sa­bri­na Knüp­pel als Vor­stän­din Ge­mein­schafts­er­leb­nis­se er­mög­licht, die Auf­ge­ho­ben­sein und Selbst­ver­trau­en vermitteln.

Sie bietet eine starke Schulter, wenn die ganze Welt voller Hürden und Widerstände ist: Therese Kupke

Gut mög­lich, dass sie die schwers­te Auf­ga­be hat, die man sich eh­ren­amt­lich vorstel­len kann. Seit 2015 hat sie fünf jun­ge Men­schen aus Sy­ri­en, Af­gha­ni­stan und Gui­nea be­glei­tet – im Rah­men eh­ren­amt­li­cher Ein­zel­vor­mund­schaf­ten für un­be­glei­te­te min­derjährige Geflüchtete. Das be­deu­tet: die Mün­del recht­lich ver­tre­ten, sie mensch­lich stär­ken, ih­nen dau­er­haf­te Per­spek­ti­ven bie­ten. Im Hin­ter­grund die Ar­mut, die Ge­walt, die Ent­wur­ze­lung, die sie er­fah­ren ha­ben. Das braucht so viel Herz wie Ex­per­ti­se. akin­da, das Ber­li­ner Netz­werk Ein­zel­vor­mund­schaf­ten, ist ihr sehr dank­bar dafür.

Fünf Vorbilder, Wegbereiter:innen und Umset­zer:in­nen von Mitmenschlichkeit und Gemeinwohlorientierung

Wir freu­en uns sehr, ein­mal ein­zel­ne Per­sön­lich­kei­ten zu wür­di­gen, die sonst kaum wahr­ge­nom­men wer­den. Auf ihr Tun kon­zen­triert, oh­ne viel Wind zu ma­chen, mit lan­gem Atem vor­an­ge­hend, oh­ne aus dem Tritt zu kom­men: So brin­gen sich die fünf Aus­ge­zeich­ne­ten ein. Als Vor­bil­der, Wegbereiter:innen und Umsetzer:innen von Mit­mensch­lich­keit und Ge­mein­wohl­ori­en­tie­rung. Die fünf Aus­er­wähl­ten sind für sich groß­ar­tig, aber ste­hen auch stell­ver­tre­tend für ei­ne en­ga­gier­te Stadt­ge­sell­schaft, in der sich Tau­sen­de tag­täg­lich ein­brin­gen. Mein herz­li­cher Glück­wunsch – und mei­ne gro­ße Bit­te, die­sen Men­schen ei­ne me­dia­le Büh­ne zu bie­ten. (Ca­ro­la Schaaf-Derichs)

Quel­le:
Pres­se­mit­tei­lung, 10.09.2021 (pdf)

Gestalter:innen der Zi­vil­ge­sell­schaft | Wett­be­werb Gestalter:innen 2021
zu­letzt ak­tua­li­siert 13.09.2021