Auftakt der 10. bundesweiten Aktionswoche des bürgerschaftlichen Engagements
Notiert von Carola Schaaf-Derichs ~ 14. September 2014 ~
Kraftvollen Optimismus sah Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig am Freitag in ihrer Videobotschaft↵ zur Begrüßung der über 300 Gäste einer schwungvollen und angeregten Auftaktveranstaltung zur zehnten Woche des bürgerschaftlichen Engagements als das zentrale Element einer Gesellschaft, in der sich Menschen füreinander einsetzen und für die Gesellschaft – nicht die zurückgelehnte Haltung: Es wird schon werden….
Sie dankte wie viele andere auch an diesem Tag dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) für erfolgreiche zehn Jahre dieser bundesweiten Aktionswoche. Und Staatssekretär Dr. Ralf Kleindiek unterstrich in Vertretung seiner von ihm so genannten Engagementministerin der Bundesregierung im Auditorium Friedrichstraße, dass der Staat niemals alle gesellschaftlichen Herausforderungen alleine lösen könne. Wir brauchen beides: einen zukunftsfähigen Sozialstaat und eine aktive Zivilgesellschaft. Menschen, die sich freiwillig engagieren, verdienen unsere besondere Wertschätzung und Unterstützung.
Kleindieck verwies neben dem 2015 startenden neuen Programm Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit↵ auch auf das noch in dieser Legislaturperiode geplante Freiwillige Digitale Jahr – FJS Digital1, das Medienkompetenz als Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe stärken soll.
Schon eingangs betonte der Sprecherratsvorsitzende des BBE, Prof. Dr. Thomas Olk2, dass die Demokratie der Zukunft eine „assoziative Demokratie“ sei, eine, in der aktiv mitgemacht wird und auch zugleich eine, in der viele „Assoziationen“, also Zusammenschlüsse, stattfänden von kleinen und großen Vereinen, Verbänden und Netzwerken↵, um gemeinsam gesellschaftliche Brücken für Schwächere zu bauen.
Die Demokratie der Zukunft ist eine assoziative Demokratie, und ich freue mich hier besonders über den Doppelsinn des Wortes „assoziativ“. In ihm steckt nicht nur das Kreative, Spontane, Impulsive, das Demokratie immer braucht, um lebendig zu bleiben. Mit „assoziativ“ wird ebenso zum Ausdruck gebracht, dass eine lebendige Demokratie nur als „Mitmachveranstaltung“ sinnvoll ist – eine Veranstaltung, an der sich möglichst viele gesellschaftliche Assoziationen beteiligen.
Dafür gebe es bereits viele gute Beispiele, die eine Abstimmung auf Augenhöhe und transparente, klare Regeln der Kooperation zwischen Staat und Zivilgesellschaft voraussetzen. Das BBE stünde für solch einen Compact3, also zu einem vereinbarten Regelwerk der Zusammenarbeit gerne bereit!
Marita Gerwin, Fachstelle Zukunft Alter der Stadt Arnsberg und frisch ernannte Engagementbotschafterin des BBE forderte: Wir brauchen eine neue kommunale Intelligenz!4 Und die beiden Engagementbotschafter Tilo Kies und Wolfgang Rosskopf von der Alfred Kiess GmbH in Stuttgart betonten, dass auch kleine Betriebe im Alltag ganz viel Engagement beitragen können, wenn sie z.B. Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz anbieten, wie dort im Betrieb bereits gängige Praxis.
Armin Laschet, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen, erinnerte in seiner mitreißenden Rede daran, dass nichts Geringeres als das Grundgesetz der BRD die Subsidiarität zur Grundlage mache, d.h. die Entfaltung der individuellen Fähigkeiten, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung und damit das bürgerschaftliche Engagement.
Franz Müntefering, Bundesminister a.D. und Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes Deutschland, spitzte in der abschließenden Diskussionsrunde Sich einmischen – gestalten – verändern mit Armin von Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch, und Martin Urban, Personalvorstand der Berliner Stadtreinigungsbetriebe, den Punkt zu:
Bürgerschaftliches Engagement heiße für ihn, sich ständig einzubringen, mitzugestalten, nicht nur helfen und Pflaster kleben. In der Demokratie sieht er alle Menschen als gleich viel wert. Und: Demokratie habe keinen Schaukelstuhl. Die Verantwortung bleibt!
WEITERE INFORMATIONEN:
• BBE: Pressemitteilung↵, 12.09.2014
• BMFSFJ: Pressemitteilung↵, 12.09.2014
• Die 10. Aktionswoche ist eröffnet!↵ www.b‑b-e.de
• „Wer für etwas brennt, kann auch anstiften“: BBE eröffnet zum 10. Mal die größte Freiwilligenkampagne Deutschlands.↵ zg-info.maecenata.eu, 12.09.2014
Fotos: Carola Schaaf-Derichs | aktualisiert: 03.01.2015
- Vgl. Fittkau, Ludger, 2014: Freiwilliges Digitales Jahr. Auf der Suche nach Pilotprojekten.↵ Deutschlandfunk, 22.08. (auch zum Nachhören als Audiobeitrag); BMFSFJ, 2014: Jugendfreiwilligendienste leisten wertvollen Beitrag bei der Vermittlung von Medienkompetenz.↵ 22.08. ↩
- Text: Olk, Thomas, 2014: Auftaktveranstaltung Woche des bürgerschaftlichen Engagements 12. September 2014. Rede.↵ – pdf 97 KB ↩
- Um diese Frage geht es auch beim ersten diesjährigen Runden Tisch Zivilgesellschaft.Berlin zur Förderung des Freiwilligen Engagements am 17.09.2014: Zivilgesellschaft in Berlin befähigen. Kooperationsvereinbarungen mit dem Staat entwickeln↵; vgl. dazu weiter: Heuberger, Franz; Klein, Ansgar; Schwärzel, Mirko, 2014: Brauchen wir verbindliche Governanceregeln für den Umgang zwischen Staat und Zivilgesellschaft?↵ BBE – pdf 59 KB ↩
- Vgl. auch Standpunkt: Kommunen sind die Keimzelle einer vitalen Bürgergesellschaft.↵ zivilgesellschaft.berlin, 14.09.2014 ↩